Wir fahren zum See. Der Terkhiin Tsagaan Nuur gilt als einer der schönsten der Mongolei. Er 55 qkm groß, der Nordseite liegt der einstige Khorogo-Vulkan.
Und er ist wunderschön! Ein sonnig-kühler Tag, windig. Einige Schaumkronen auf dem Wasser. Wir frühstücken mit offner Tür und Blick auf den See. Ein Kormoran trocknet sein Gefieder nicht weit von uns. Gegenüber die schwarzen Basaltberge. Wir genießen den Tag.
Bei 846 km westlich von Ulan Bator kehren wir um. Zurück nach Tsetserleg. Den gleichen Weg zurück, der doch nun wieder anders aussieht. Hinter Ikh Tamir ist der Hang gelb. Gelbe Kücheschellen! Unterwegs füttern wir wieder das Hündchen am Ovoo.
Zurück am Fluß in Tsetserleg kommen auch gerade die Pferde nachhause.
Wir gehen in Tsetserleg shoppen. Oder auch nicht. Gucken. Und treffen zwei richtig nette junge Tschechen, die mit Zelt und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Sie waren in Nepal während des Erdbebens. Die Schule, die sie in einem Dorf mit aufgebaut haben, ist wie alle Häuser zerstört worden. Wir zeigen ihnen den netten englisch sprechenden Handyverkäufer, der uns auch schon den Weg zum kreditkarten-fähigen ATM in Tsetserleg gezeigt hat. Er verhilft ihnen genauso nett zum Internet Shop.
Abends am Fluß bekommen wir Besuch von einem lustigen Mongolen mit Kumpel und Kind. Während die beiden fischen, besichtigt er die Minna und ist schwerbegeistert. Er will unbedingt das Moppi kaufen. Viel Spaß beim Erklären, dass das gar nicht geht. Ich wach die ganze Nacht darüber!
Und wir versuchen es noch mal mit der Piste zu den Hot Springs. Über die drei Brücken auf der anderen Seite des Tals den Berg hinauf. Die Piste dort ist klar zu sehen. Das Pad leitet uns.
Hinter der Brücke sehen wir wie Männer Sand aus einem Hang auf ihren Pickup laden. Gefährlich!
Tolles Wetter. Alex fährt routiniert. Die Piste den Berg hoch ist doch steiler, aber die Minna nimmt ihn mit Bravour. Es geht in ein weites grünes Tal hinunter. Ein, zwei weiße Punkte an den Hängen zu sehen.
Es geht durch eine kleine Furt. Ich fotografier Blümchen. Der Boden ist weich, die Pisten gut zu sehen. Viele Yaks unterwegs.
Und dann passiert es. Ein kleine Unaufmerksamkeit und die Minna sitzt mit dem hinteren linken Zwillingsreifen in einer tiefen Spur fest. Alex fängt an zu graben, setzt den Wagenheber an. Der Boden ist jedoch zu weich. Ich dokumentiere.
Plötzlich spüre ich etwas hinter mir, dreh mich um. Ein Reiter im Deel betrachtet ganz entspannt das Geschehen, sein Pferd grast….
Wir versuchen ihm zu erklären, dass wir hier ohne schwere Abschlepphilfe nicht mehr allein herauskommen werden. Er nickt, lächelt, reitet nach ein paar Minuten weg. Einige Motorräder und kleine Pickups fahren vorbei, sehen, dass sie nichts für uns tun können. Ein etwas größerer Pickup hält auf uns zu. Der Reiter, jetzt in Lederjacke, steigt aus, ein weiterer Mann, drei Kinder. Die Männer versuchen alles. Die schweren Ketten an den Hinterreifen verhindern doch nicht das Durchdrehen. Der Reiter hat die Idee, 2 Seile an der Achse zwischen den Zwillingsreifen anzubringen. Beim Starten seines Trucks drehen die Räder durch und die dahinter gelegten Hölzer fliegen durch die Luft. Der Pickup ist zu leicht. Die Kinder spielen mit Blumen.
Wir brauchen Hilfe aus Tsetserleg. Alle in und auf den Pickup. Der Reiter fährt zum Ger, hupend durch die Yakherde. Dort bekommen wir von seiner Frau Milchtee, Kuchen und Yakbutter angeboten. Sehr lecker! Unterhaltung lächelnd, mit einigen mongolischen Worten – Gyerman!, mein Handy mit Übersetzer-App und schließlich auf dem Display „Danke für Ihre Gastfreunschaft“ auf mongolisch. Lachen. Was habe ich denen wohl gezeigt??
Der andere Mann fährt uns in seinem Pickup nach Tsetserleg ins Fairfield. Die Minna wirkt so winzig…
Im Cafe treffen wir den netten mongolischen Leiter, er erkennt den Ernst der Lage!! Von unserem „Chauffeur“ erfährt er Näheres. Er fängt an zu telefonieren. Wir drei trinken erstmal Milchkaffee.
Der Manager kommt dazu. Nun hat er Kontakt zu den Special Forces Mongolia, eine Art militärisches THW. Die sind schrecklich gelangweilt, daher sehr hilfsbereit. Wir müssen nur für den Sprit zahlen. Sechs Mann steigen mit uns auf den wohl 40 Jahre alten Gass, einen 4t schweren russischen Militärlaster. Wir vorne. Ich auf der Motorhaube. Die heiß wird, als es dann losgeht. Zuerst zur Tankstelle. D.h. die Karre des Katastrophenschutzes war nicht mal einsatzbereit….. Ziehe immer den Kopf ein, um nicht gegen den Metallsparren an der niedrige Decke zu fliegen. Der Fahrer fährt sehr schnell, es ist schon Nachmittag…
Vor Ort legen sie der Minna ein Seil an, der Gass gibt Gas, die Räder drehen kurz durch und die Minna ist frei!
Unser Reiter, wieder im Deel, erscheint mit Kumpel per Motorrad. Ein weiteres Motorrad taucht auf, ein Reiter kommt noch dazu.
Alex sammelt Werkzeug ein, die Männer packen an und das Moppi steht wieder auf dem Träger. Alex ruft: „Das muß andersrum!“ Also noch mal zugegriffen. Die Männer haben sichtlich Spaß.
Plötzlich taucht ein spanischer Overlander neben uns auf. Ein Paar in unserem Alter auf dem Weg nach Kasachstan.
Ein Abschiedsbild aller Akteure.
Wir könnten weiterfahren, aber es ist schon spät. Und noch mal festfahren wäre voll peinlich! Also rasen wir hinter dem Gass nach Tsetserleg zurück – die Jungs hängen uns ab – und gehen im Fairfield schmausen.
Wir treffen die netten Tschechen noch mal! Abends am Fluss bekommen wir Besuch von einem Mongolen mit Kind. Der kennt die Story schon…
Zum Frühstück erhalten wir weiteren Besuch.
Auf dem Weg in den Ort treffen wir unseren Spaßvogel noch mal. Er lacht, erzählt und weiß Bescheid. Wir sind bekannt hier! Wir nehmen noch Wasser auf an einer besetzten Wasserzapfstelle und bezahlen 300 Tugrig (= 15 Cent). Es kommen auch Kinder mit Kanistern und Alte mit kleinen Wägelchen für ihre Wasserbehälter. Wasser kostet – hochgerechnet – soviel wie bei uns. Bei deutlich niedrigerem Einkommen!
Es hat uns sehr gefallen.
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Wieder nach Ulan Bator zurück. Unterwegs treffen wir wieder auf Geier. Diese sind richtig hungrig und lassen mich zugucken.
Ob die Krähen die Rinder hier auch so belästigen?
Die Strecke ist wieder grottenschlecht, die Löcher teilweise kaum zu erkennen aber tief oder die Straße wird erneuert, die Piste daneben ist besser. Verhindert auch Begegnungen mit gemeinen, spitzen Steinen. Die wären reifen-tödlich.
Wir passieren wieder die Mongol Els und ich will reiten. Erst wird der Preis verhandelt bis zum Einschlafen, dann gewettet. Der Sieger darf mich führen.
Ein Dorf. Der Weg. Eine Maus. Schafe. Ein Pferd. Weite.
Der LKW fährt noch! Plötzlich kommt uns der erste Overlander, seit wir von Ulan Bator losgefahren, entgegen. Wir halten beide und fahren zurück.
Brigitte und Bernhard aus Bergisch-Gladbach (!) auf dem Weg in den Westen. Die Westfalen sind eben ein reiselustiges Völkchen! Und weiter Landschaft und Wolken und Sonne.
Erst begegnen wir noch einem stolzen Bullen.
Dann zwei junge Bretonen, die uns mit dem Fahrrad bei ungemütlichem Wetter den Hügel hoch entgegenkommen. Wir laden sie auf Tee und Honig in die warme Minna ein. Sie kommen von der Île Béniguet in der Bretagne und sind auf dem Weg in die Westmongolei der. Mit dem Fahrrad! Chapeau – wie der Aachener sagt!
Sie wollen sich eine mongolische Jurte für die Insel mitnehmen (nicht auf dem Fahrrad…). Wir werden nach der Jurte Ausschau halten!
Always the wind in your back!
Wir haben verschiedene Variationen zum Thema Viehtrieb beobachtet. Zu Fuß, per Motorrad und Auto. Das vom Auto getriebene Schaf wurde kurz danach von Beifahrer im Spurt eingefangen, und auf die Ladefläche gehoben. Er dazu, ab gings zurück zur Herde.
Schließlich erreichen wir Ulan Bator. Nach der Weite und Schönheit der Landschaft, die wir gesehen haben, fühlen wir uns jetzt sehr beengt
Und kehren wieder ins ein Oasis.
Es ist voll geworden. Ein Portugiese mit schwerer BMW-Cross, schwerem Unfall und lädierter Schulter und riesigem Gepäck. Werner, ein österreichischer Kachelofenbauer mit Mongolenbärtchen und Landcruiser, der Motorräder liebt und mit einem solchen zum Interview im mongolischen Fernsehen in die Stadt flitzt. Gisela und Wolfgang aus Stuttgart mit ihrem Toyota-Hillux-Wohnmobil, aus Russland unterwegs Richtung Kasachstan, mit denen wir uns sofort prächtig verstehen. Die Abende mit ihnen und Werner bei mongolischem Bier und auch russischem Rotwein sind äußerst unterhaltsam. Putz- und Wäschetag. Es lohnt!