Wir erreichen Alaverdin, eine ziemlich hässliche Industriestadt in der tiefen Schlucht des Debed, mit vielen stillgelegt werden Fabriken, einer offensichtlich noch aktiven Kupfer-Fabrik, wie wir später erfahren, leer stehenden Häusern, Bauruinen. Wir sehen hier alte und neue russische Autos, wohl Lizenznachbauten europäischer Hersteller wie zum Beispiel der Fiat 124. Das Ganze wirkt ärmlich. Von weitem schon fällt uns eine Rauchfahne auf, die vom gegenüberliegenden Berg aufzusteigen scheint und die ganze Stadt einnebelt. Wir fahren über den Fluss, die Straße windet sich dem Berg hinauf. Oben auf dem Plateau der umliegenden Berge sehen wir viele Wohngebiete. Oben angekommen erreichen wir den Stadtteil Sanahin, zu dem das berühmte Kloster gehört. Wir kaufen noch eine Melone und ein paar Pflaumen und suchen uns dann den Weg zum Kloster. Noch ein bisschen höher, es wird ländlicher und dann erreichen wir den kleinen Marktplatz. Heruntergekommene Häuser, das geschlossene Café Sanahin, Verkaufstände der Frauen, die selbst gemachte Puppen, Schmuck mit Mondstein, Taschen, Schürzen, Tischläufer aus den typischen gobelinähnlichen Stoffen anbieten. Gegenüber ein kleines Geschäft, ich kaufe Kefir, ein kleines Geschenk bei einer sehr gut Deutsch sprechenden Dame, ich werde auf Französisch angesprochen, schlafen ist hier kein Problem.
Oberhalb des kleinen Platzes unter hohen Bäumen sehen wir die Mauern des alten Klosters. Und wir hören armenische Musik! Wir steigen die Treppen hinauf, vorbei an dem kleinen Klohäuschen, dass man durch den Vorgang voller Rosen erreicht.
Auf dem Kirchplatz beklatschen viele Leute die jungen Mädchen und Kinder, die offensichtlich armenische Tänze aufführen, moderiert wird das Ganze offensichtlich von einem Priester. Rundherum sitzen die Menschen auf den Mauern, wir stellen uns dazu, die Stimmung ist toll! Namhka erregt natürlich wieder viel Aufmerksamkeit.. Später gehen wir zur Kirche, Alex und Namkha warten draußen. Die Kirche entspricht nicht dem Restaurationszustand des Aachener Doms. Im Gegenteil. Im Gegenteil hier wächst das Gras aus dem Dach und aus den Wänden . Aber damit sind sie 1000 Jahre alt geworden t. Es ist schon eine eigenartige Stimmung hier. Ich habe das Gefühl, diese 1000 Jahre Vergangenheit spüren zu können. Der Boden ist bedeckt mit Grabplatten, an den Wänden jede Menge Kreuzsteine, von denen ich später erfahren werde, dass niemals eines dem anderen gleicht. Die Hauptkirche wurde um 950 nach Christus gebaut, andere Gebäude folgten später. Sie sieht von außen rechteckig aus, innen wird sie viereckig, eine Halle mit einer Kuppel, durch die Licht hineinfällt, drumherum vier halbrunde Anbauten. Ein ähnliches Prinzip wie in Marmashen. Diese Anlage wurde durch die armenische Königin Khoshorovanush für ihre beiden Söhne gebaut, Sie sollen hier auch abgebildet sein, aber sie sind mir entgangen. Das Kloster besteht aus mehreren Kirchen, einer Schule, einer Bibliothek, einem Glockenturm. Das Ganze ist von einer Mauer umgeben, jedoch nicht verhindern konnte, dass die Anlage mehrmals geplündert wurde. Bis ins 13. Jahrhundert wurde hier immer weiter gebaut. Später wurde eine viel größerer daneben gebaut.
Ich gehe wieder raus zu Alex und Namkha. Das Fest ist vorbei., Wir setzen uns auf eine Bank zu mehreren Frauen und geraten ins Gespräch. Eine sagt, wir könnten ruhig Deutsch sprechen! Wie angenehm! Sie ist die Deutschlehrerin hier an der Schule, und sie spricht eine akzentfreies Deutsch. Sie fragt wirkt Armenien finden, wir erzählen, von unseren Erfahrungen, unseren Reisen, dem Leben in Deutschland. Sie sagt, in Armenien hätten die Menschen nicht so viel Geld. Aber sie feiern Stadtfeste, haben Tanzgruppen, Besuch von Freunden – die anderen Frauen sind russische Freundinne, die gestern erst eingetroffen sind, die kleine Tochter der ein ist von Namkha begeistert und beide ziehen gemeinsam ab. Sie erzählt mir von den Kreuzsteinen, dass eine Schülerin von mir zur Zeit ein Stipendium in Deutschland hat sie gar nicht unbedingt nach Deutschland fahren wollte, das Internet würde bei der Sprachverbesserung enorm helfen. Recht hat sie. Wir gehen langsam zurück zur Minna. Später holt die kleine Tochter noch mal Namkha ab und sie zieht mit einem Trupp kleiner Kinder, die abwechselnd die einen halten dürfen, über den Platz. Dann kommen noch zwei armenische Jugendliche, wir unterhalten uns so gut es geht. Und schlafen fest mitten auf dem Marktplatz von Sanahin.
Bedeckter Himmel am nächsten Morgen! Vielleicht bleibt es kühler!
Als wir aufstehen, kramen die Damen ihre Verkaufsstände zurecht. Vor dem Café sitzt die Frau aus dem kleinen Geschäft mit der Souvenirverkäuferin und der Jungfrau aus dem Kaffee zusammen. Man grüßt mich freundlich, ich versuche nach Brot zu fragen, auf Französisch plötzlich als sie einfacher. Die Geschäftschefin geht mit mir rüber, ich bekomme ein frisches Fladenbrot und sie kehrt zum Gespräch vors Café zurück. Diese frühe Stimmung ist sehr angenehm, noch keine Touristen, die Stimmung ist entspannt. Ich könnte sie noch lange genießen! Wir brechen jedoch auf, die Frauen winken hinter uns her und wir fahren zur nächsten Sehenswürdigkeit, dem Haghpat-Kloster.
Einige Kilometer an einem stürmischen Nebenfluss des Debed entlang. In der Stadt haben wir, bevor wir abgebogen, die Ursache des Rauches, der oben aus dem Berg herauszutreten scheint, erkannt. Eine Kupferfabrik, die den Rauch in Rohren bis hinauf an die Spitze des dahinterliegenden Berges führt, um ihn nicht direkt über die Menschen hier zu verteilen. Dem Rauch auszureichen ist hier unten im Tal sehr schwer. Ob dir noch nichts von Filtern gehört haben? Ich bin froh, hier nicht wohnen zu müssen!
Die Straße ist als Motorway ausgewiesen. Die Schlaglöcher sind bis zu 30 cm tief, aber wir erkennen auch die Ansätze, sie wieder zuzumachen. Ich habe das Gefühl, wir sind zu weit gefahren. Wir halten an einem Geschäft für Baumaterialien. Davor ist das Gestell mit den Mustern für Dacheindeckung halb und einem Sandhaufen begraben. Im Schaufenster steht Super-weiß-Farbe. Man schickt uns zurück, wir drehen. Vor einem kleinen Café fährt Alex mich mit dem rechten Seitenfenster direkt an die Terrasse, wo vier ältere Herren sitzen. Ich versuch’s wieder. Antwort: Parlez-vous Francais? Und wie! 8 km weiter, 4 km á gauche. Ich bin entzückt, die Herren ebenfalls, einer ruft mir hinterher Je t’aime, je t’aime! Vive le Francais! Großartig!!!!!!
Nach links hinauf, einige Serpentinen, ein Campingplatzschild, hilfsbereite Bauarbeiter, dann sind wir da. Größerer Platz, ein Hotel. einige Stände mehr, dasselbe Angebot. Darüber ragen die Mauern der Klosteranlage empor. Durch ein Tor gelangen wir hinein, die alten Gebäude stehen auf einer frisch gemeldeten Wiese. Aus Dächern und Mauern sprießt auch hier das Gras, die Anzahl der Gebäude ist überwältigend. Das Kloster wude von derselb. En Königin initiiert, ist aber ca. 100 Jahre jünger. Dafür noch größer,
Zu der Kirche gehört ein sehr großer Vorraum, dahinter der kleinere ältere Hauptraum, in dem wohl auch noch die Heilige Messe gefeiert wird. Ganz leise Choralmusik, ich setze mich in die Bank und höre zu.
Zur Anlage gehören eine Bibliothek, ein Essraum, kein Dormitorium, die Mönche schliefen in den umliegenden Dörfern. Ausbildungsgebäude, Haghpat war jahrhundertelang auch für Medizinausbildung berühmt.
Diese beiden Schwesterklöster mit ihren vielen verschiedenen Designs stellen beeindruckende Beispiel der mittelalterlichen Architektur Armeniens dar! Ich bin beeindruckt!
Auf dem Rückweg schauen wir uns den Campingplatz an. Er liegt oben am Rand des Plateaus mit direktem Zugang zur Schlucht. Gegenüber weitere Berge, auf dem Plateaus reife Kornfelder. Schräg hinten der Kupferrauchberg! Der Platz hat viele Obstbäume, eine lauschige Terrasse am Hang, eine Hängematte, ein Sanitärhaus mit der Möglichkeit, sich direkt in den Tod zu stürzen, einen Verwalter, der in einem Hippie-likem alten Wagenaufbau wohnt und – wie wir spätee erfahren, mit seinem Kumpel Vodka aus Aprikosen brennt, dazu noch ein Welpe für Namkha. Sie schenke mir eine Schale der Aprikosen, Namkha spielt. Spät abends fängt es auch noch an zu regnen. Ein schöner Tag!
Heiße Dusche! Frühstück bei bedecktem Himmel. Der Rauch verteilt sich. Wie schön, dass wir nachher hier wegfahren! Sergo lädt mich auf einen Vodka ein und macht gleich ei Foto von mir vor der Destillieranlage mit seinem Tab.
Auf nach Georgien!