Wir kommen in Sadri mit 60,0 (!) kg Gepäck an! Neue Schleifmaschine, Kabel, Schläuche, neue Autobirnen, 5 l Öl für die Minna, Gasanschlüsse, 5 Flaschen Rotwein, Marmelade, Kaffee, 3 Flaschen Olivenöl, 1 Flasche Aceto Balsamico, 1,5 kg Käse, Nudeln, Hering, Thunfisch und Paté in Dosen, Honig, Shortbread, Rheinischer Sauerbraten, Öcher Puttes, Reiseführer und Karten die Menge, 2. Garmin mit Navigationskarten Mongolei und Russland, 2000 Ebooks, 12 real books, zwei oder drei klitzekleine Unterhosen, eine Hundetransportkiste, Laptop, Pad, Kabelzeugs ebenfalls die Menge….. Alles heil angekommen!

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In Sadri gibt’s 2 Hunde weniger, die Welpen wurden von ihrer Mutter abgeholt.

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Ilse hat tüchtig Moppi fahren geübt.

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Heute schickt Hanwant tiefgefrorene Kamelmilch mit dem Bus nach Mumbai. 16h Fahrt. Eltern autistischer Kinder suchen verzweifelt danach, weil diese Milch den Kindern gut tun soll. Sie hatten es in Dubai gesucht, wurden von dort dann auf Hanwant/LPPS (www.lpps.org) verwiesen. Auch Diabetiker schwören in Indien auf Kamelmilch. Am nächsten Tag die Meldung, dass alles gefroren angekommen ist. Ein Teil soll per Flieger nach Chennai in Südindien gebracht werden.

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Spätnachmittags fahren Hanwant und Ilse mit dem Moppi, ich mit Alex im Jeep hinterher zu ihrem zukünftigen Heim am Rand des Nationalparks von Kumbalgarh. Der Jeep ist 14, die Lenkung bis zum Himmel ausgeschlagenen, Höllen-Sträßchen und -Weg in die Pampa. Ich schlag mich gut!

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Niedere, sprich schwere Arbeiten – hier am Bau – sind in Indien leider oft Frauensache

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Wir setzen uns auf den Wassertank bei Rotwein, Pappadam – scharfes dünnes hartes Brot – und Käse. Die Sonne ist verschwunden, es wird sehr schnell dunkel. Wir schauen in den unvorstellbaren Sternenhimmel über uns.

Morgens bricht Fuja Ram, der alte Raika, früh mit den Kamelen, auf um sie äsen zu lassen – hoch in den Bäumen mit oft 5 cm langenDornen.

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Später schaut eine Musikergruppe vorbei. Es ist Holi, das Fest der Farben, wo alle Kastengegensätze verschwinden. Als wir nach Sadri reinfahren, bekommen wir auch ein paar pinke Spritzer ab. Die überleben jede Wäsche!

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Ramji, Ilses und Hanwants Hausaufpasser, hat uns mittags zur Feier der Geburt seines ersten Enkels eingeladen. Alex nimmt Ilse und mich auf dem Moppi mit – ganz indisch! Wir kommen über kleine Sandwege schließlich an. Alles voll. Die Männer – Ramji gehört zur Kaste der Jats (Bauern) – auf der Terrasse, die Frauen dahinter und im „Wohn“zimmer, wir dazwischen.

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Man bringt Geldgeschenke mit. Die Opiumpfeife wird herumgereicht. Uns bietet man die braune Paste. Bitter, ist mir schon bekannt. Alex bleibt clean! Ramji verteilt das Mittagessen. Chapati – Brotfladen – zerkleinert, mit Ghee – das Öl geschmolzener Butter – und Zucker verfeinert. Lecker! Dazu Dal, das traditionelle Linsengericht, gut scharf. Anschließend Tee aus kleinen Schalen. Abschied.

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Als die Sonne untergeht, kommen die Kamele heim. Einige Schafherden ziehen am Grundstück vorbei nach Hause. Ein Hirt zeigt uns eine Ziege, die von einem Leoparden angegriffen wurde. Als er schreiend hinlief, ließ die Katze los und verschwand im Gebüsch Krallenverletzungen am Hals. Hanwant gibt ein Langzeitantibiotika. Beim Abendessen auf der Terrasse sehen wir fünf Nilgai-Antilopen – blaugraues Fell, groß wie Elche mit langen geraden Hörnern – völlig entspannt durch den Garten ziehen. Die Hunde rühren sich nicht. Nachts hören wir die Schakale heulen.

Ilse hat Besuch von der Herausgeberin der Samstagsbeilage der Hindustan Times, einer der größten Zeitungen Indiens, bekommen. Sie will einen Bericht über Ilse und ihr Buch schreiben. Nach der frühen Ankunft gibt’s zuerst Kamele im Garten,

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dann ein Besuch bei Dailibai, der beeindruckenden Raika-Frau, Schulköchin, anerkannten Heilerin für Mensch und Tier, die die Probleme und Forderungen der Raika schon auf vielen internationalen Tagungen vorgetragen hat. Die Männer der Raika-Gemeinschaft können ihr nicht das Wasser reichen.

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Neben Dailbais Haus liegt eine alte unterirdische Kaverne, zu der Treppen hinabführen. Dasselbe Wasserkühlprinzip wie im Iran. Heute gibt’s oben drauf eine feine Pumpe.

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Auf dem Rückweg ist Sadri voller Menschen. Das Erntedank-/Winterendfest der Malis aus der Gärtnerkaste, die buntbemalt mit den dicken Holzstößeln – mit denen sie die geernteten Kräuter zerstoßen – durch die Straßen tanzen, gefolgt von ihren Stöcken schwingenden Frauen.

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Frühabends fahren wir mit dem Jeep zum neuen Grundstück. Ramji hat schon vorher einen großen Dunghaufen aufgeschichtet. Die anderen holen Stühle und ein Charpoi – das traditionelles Sitz-/Schlafmöbel – herbei. Ramesh, ein LPPS-Mitarbeiter und 2 Jungen sind mit dem Motorrad gekommen. Steine werden gesucht für den großen Dal-Topf, Feuer dazwischen entfacht, Wasser darin aufgesetzt. Ramesh zündet den Dunghaufen an, der rauchfrei brennt. In der Zwischenzeit bereitet Ramji aus Mehl, Wasser, Salz einen Teig zu, aus denen er runde Kugeln formt. Vorbereitete Linsen kommen in den Topf, Ramji schneidet noch Gemüse und Kräuter hinein. Sterne sind nicht zu sehen. In der Ferne sehen wir Wetterleuchten. Ilse und Manjuga reden. (Ilses Blog: ilse-koehler-rollefson.com) Als der Dunghaufen zu glühender Asche runter gebrannt ist, bereiten Ramesh und die Jungen diese mit Stöcken und Ramji wirft die Brotkugeln hinein. Nach einiger Zeit werden sie zusätzlich mit Asche bedeckt. Ramji weiß genau, wann sie fertig sind. Bati! Aus der Asche geholt, aufgebrochen, auf runde Teller verteilt, mit dem fertigen Dal bedeckt. Köstlich! Etwas heiß an den Fingern… Wir sind fast fertig, als urplötzlich ein starker Regen einsetzt. Wir rennen zum Jeep, drängen uns klatschnass alle hinein, lassen die Seitenteile runter und fangen an zu lachen. Über uns tobt das Gewitter. Als es schwächer wird, werden noch die Töpfe und Essensutensilien geholt, dann fahren wir durch die wassergetränkte Dunkelheit nach Haus. Zum Aufheizen gibt’s in der Minna noch Hot Whisky mit Honig. Und ab ins Bett.

Am nächsten Morgen, nach diesem für diese Jahreszeit außergewöhnlichen Regenguß, ist der Himmel grau. Wir fahren früh zu Gamnan Ram, einem anerkannten Raika-Kamelzüchter, der uns seine Herde zeigen wird. Vorher gibt’s noch Kamelmilchtee.

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Die Töchter sortieren die Schafe, lassen unterschiedliche Lämmer trinken. Gaman zeigt uns, wie man eine Spindel aufbaut, mit denen die Raika während des Wanderns mit den Kamelen die Wolle der Tiere spinnen. Dünner Faden, sehr reißfest. Im Hof stehen drei Kamele mit Fohlen und alten Verletzungen. Alex erhält einen Camel kiss!

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Die Herde stand über Nacht auf einem Feld, das dadurch natürlich gedüngt wird. Die Bauern bezahlen die Hirten dafür.

Beim Mittagessen hagelt es plötzlich. Nachts schüttet es wie aus Eimern, zwischendurchTaubenei große Hagelkörner. Der Garten und die Tiere sind am nächsten Morgen entsprechend zerzaust und naß. 20° bei 85% Luftfeuchtigkeit. Dieser ungewöhnliche Regen stellt für die Tiere – wie in jeder Regenzeit – eine große Belastung dar. Sie kühlen aus. Verluste durch Lungenerkrankungen häufen sich.

Wir putzen die Minna, füllen alle Tanks auf. Nutzen ein letztes Mal die Waschmaschine. Haben in Sadri noch fehlendes Geschirr ersetzt. Verliert sich halt was. Alex packt auf, ich ein.

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Morgen früh geht’s wieder los. Der Abschied fällt ein bisschen schwer. Aber wir haben Butibagh ja nicht zum letzten Mal gesehen…. Danke, Ilse und Hanwant! Es war schön bei euch!

Wir freuen uns jetzt darauf, wieder unterwegs zu sein!

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