Wir dachten, wir hätten schon viele Seen gesehen, aber jetzt werden es immer mehr! Die Gegend hier heißt doch finnische Seenplatte, Merja, oder??

Birken, Seen, Birken und noch mehr Seen. Und Mökkis.

Den 75 m hohe Puijon-Aussichtsturm von Kuopio sehen wir schon von weitem. Die Aussicht über die Seenplatte ist überwältigend! Von oben zu besichtigen: die größte Sprungschanze Finnlands, daneben die kleinere Ausgabe.

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Am Fuß des Turms ein gemütlich aussehendes Holzgasthaus, das über hundert Jahre alt ist, in dem wir uns statt Frühstück nun ein üppiges Lounas-Büffett gönnen. Diese Büffettszur Lunchzeit sind sehr beliebt und werden überall angeboten. Wir sehen zahlreiche Menschen in Büro- und Arbeitskleidung, die hier essen. Nicht-finnische Touristen sind uns übrigens schon seit längerem nicht mehr aufgefallen…

Es gibt leckere Brotsorten, vier Salate, davon zwei mit Fisch, Bouletten mit richtig guter brauner Soße – der Westfale an sich, besonders der aus Telgte liebt eben Soße! – warme Fischpastete, karamelisiertes Möhren- mit Kartoffelgemüse, Kartoffelbrei und auch noch gekochte (für die Soße!) und einige süße Desserts. Wie immer Kaffee satt. Gefällt uns sehr!

Kuopio ist Universitätsstadt und Sitz des orthodoxen Erzbischofs. Die orthodoxe Gemeinde mit 60.000 Mitgliedern ist nach der evangelischen die zweitgrößte Finnlands.

Mitten in der Stadt am See – welchem? – Boote satt.

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Beim Einkauf im Supermarkt fallen uns mal wieder die zahlreichen Spielautomaten auf, die meistens gut besucht sind.

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Und an etlichen hinteren Parkplätze die Steckdosen – für den sehr kalten Winter.

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Schöne Holzhäuser. Sie erinnern mich so an unsere Russlandreise.

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Nach vielen Jahrhunderten unter schwedischer Krone verloren die Schweden im Finnischen Krieg schließlich Finnland an Russland. Irgendwann wurde Helsinki statt Turku Hauptstadt – lag ja auch näher zu Russland. Alles wurde Ende des 19. ahrhunderts ziemlich autonomes Großfürstentum und unter Lenin wieder selbständiges Finnland. Die Wiedervereinnahmung im Winterkrieg hat ja dann doch nicht ganz geklappt.

Mal ein Steinhaus.

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Weiter Wasser, Wasser, Birken…

Bei Oravikoski sehen wir plötzlich viel Holzstämme im Wasser. Wir drehen und sehen den Flößern bei der Arbeit mit dem nationalen Rohstoff Nr. 1 zu.

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Kleine wendige Arbeitsboote, geschickte Männer, die Holz einfangen.

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Ein Holztransporter trifft ein. Routiniertes Abladen!

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In Varkaus besuchen wir das Mechanische-Musik-Museum – und erleben ein Highlight der besonderen Art!

Im Schaukasten das aktuelle Titelbild des Eulenspiegels….

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Dann der aufgebockte Kiosk, eine unerfüllte Geschäftsidee, die an Faulheit scheiterte, wie wir später erfahren werden.

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Wir werden in den Wartesaal des privaten MMM – eines von 20 weltweit – der Familie Kempf geleitet. Eine Stunde soll die Führung dauern. Wenn sie nicht gefällt, wird sie so lange wiederholt, bis sie eben gefällt. Das soll schon mal zwei Tage gedauert haben…

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Vor vielen Jahren hat Jürgen Kempf, Darmstädter und mit einer Finnin verheiratet, angefangen, alte mechanische Musikgeräte zu sammeln. Dann zog er mit Familie nach Finnland. Jetzt ist gerade die dritte Generation dabei, herauszufinden, wie und ob man von dieser Form der Metallsammlung leben kann…

Der erste Raum mit Geräten aus dem 19. Jahrhundert. Die 2. Generation führt vor. Alles funktioniert.

Hier die billige Variante der Musikmacherei mit runden Papp-Lochkarten zum Abspielen.

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Oder die maßgeschneiderte Vorsatz-Variante für das mechanische Klavierspiel des gehobenen Zuhauses.

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Der erste Grammophon-Versuch. Klingt ziemlich schrecklich. Aber ein offensichtlich ausbaufähige Idee.

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Die Schrankvariante einer Tanzkapelle.

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20/30er Jahre des letzten Jahrhunderts – das Disko-Klavier.

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Die 40/50er Jahre – eine Tanzmusikkapelle aus Antwerpen. Musik für 2 Stunden, dann geht’s wieder von vorne los.

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Vater Kempf hat übernommen. Mit viel Ironie und Politik….

Eine amerikanische Wurlitzer-Musikbox

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Und Goliath! Das Original war eine der größten Orgeln, die jemals gebaut wurden. 4 m hoch und breit, gut 3 Tonnen schwer. Bei der Versteigerung sollte sie über 100.000 Euro/DM (? Egal!) kosten. Unbezahlbar. So bauten die Kempfs den Goliath eben nach. Erst das Gehäuse, das ein befreundeter Schreiner lieferte, dann bauten und bauen sie die Orgeln einer stillgelegten Kirche ein. Eine echte Goliatharbeit! Und trotz großer Nachfrage unverkäuflich.

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Die Kempfs finden die Instrumente heute oft bei Ebay. Früher fuhren sie durch die Welt, um alte Stücke zu finden. Das Museum wohnt mietfrei in einem alten stilvollen Altersheim, das die Stadt Varkau unterhält. Als Jürgen Kempf damals für seine Sammlung eine neue Bleibe suchte, rissen sich viele Städte um ihn. Verständlich, des MMM ist das Zuckerstückchen des eher nur netten Varkaus. Selbst die Russen kommen ins Museum. Früher 1000 pro Jahr, heute sind es noch 60…

Abschied auf dem Parkplatz. Im reklame-bunten Auto von Jürgen Kempf warten gemeinsam ein Cairn-Terrier, ein Graupapagei und ein roter Ara auf ihn. Eben ein Gebrauchsauto. Er bietet uns noch den Park vor dem Museum als Stellplatz an. Mit Hängematte und Grillplatz natürlich. Wir wollen aber noch ein bißchen fahren.

Es ist später Nachmittag. In Rantalsami ist der erwartete Stellplatz mit Dusche geschlossen. Im Hotel nebenan fragen wir nach. Der Chef, englisch oder deutsch: es ist halt Saisonende, am 10. August hat die Schule wieder angefangen. Aber wir können doch die Sauna mit Dusche nutzen! Tun wir. Vorher lädt er uns noch zu Kaffee und Resten vom Lounas-Büffet ein. Und wir unterhalten uns prächtig. Die Beeren, von denen er den ganzen Kühlraum voll hat, werden inzwischen von Saisonarbeitern gesammelt. Der Schwager seiner thailändischen Putzfrau ist zur Zeit mit Familie in den Wäldern unterwegs. Die Finnen haben zum Sammeln keine Zeit, keine Lust, was auch immer und kaufen die Beeren jetzt lieber im Supermarkt. Todesfälle durch Kollisionen mit Elchen hätten sie über zehn pro Jahr. Hier in der Gegend. Das wäre aber nur während der Brunstzeit im November ein Problem. Schön für uns im September! Natürlich haben viele Finnen ein Mökki. Und Boote und selbstverständlich Saunen. Er hat fünf, Rauch-, Holzsauna, die Infrarot-Sauna hat er noch nie benutzt. Und so weiter. Wir haben viel Spaß!

Dann genießen wir ausgiebig die Sauna und schlafen sehr gut. Morgens, als wir zum Frühstück kommen, steht schon das Lounas-Büffett bereit. Zu viel für uns. Aber ohne Kaffee läßt er uns nicht fahren. Tolle Begegnung!

Weiter geht es. Durch eine Landschaft mit vielen Felsbrocken neben Birken und Seen.

Unterwegs treffen wir eine Stretch-Minna als Verkaufswagen.

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Dann bewundern wir im kleinen Ort Kerimäki die größte Holzkirche der Welt. In dieser Dimension 1847 erbaut, um alle Einwohner der Gegend am Gottesdienst teilnehmen lassen zu können. Dreitausend passen rein! 45 m lang, 42 m breit und in der Kuppel 37 m hoch. Unbeheizbar, im Winter und außerhalb der Saison geschlossen. Nix Besichtigung!

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Unterwegs Kunst an der Straße.

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Dann fahren wir über einen Höhenrücken, der zwei Seen trennt. Eine wunderschöne Landschaft, die schon Zaren verzückt haben soll.

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Und Namkha im Grünen.

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In Lappeenranta überqueren wir den Saima-Kanal. Während der russischen Phase sollte die Seenplatte zwecks wirtschaftlicher Ertüchtigung beschiffbar an die Ostsee angeschlossen werden. 1856 Einweihung der ersten 58 km durch den aktuellen Zaren. 28 Schleusen für 76 m Höhenunterschied! Im Winterkrieg fällt eine Hälfte des Kanals an die Sowjetunion. Staatspräsident Kekkonen der Große läßt sich von den Russen deren Hälfte des Kanals gegen Instandhaltung und Ausbau verpachten. Heute erfolgt darüber der größere Teil des Warenaustausches mit St. Petersburg, inkl. Touristen.

Das Knie ist wieder dick. Wir beschließen letztendlich, die Fähre zurück nachhause zu nehme, die Reparatur des Knies in Angriff zu nehmen und den Rest unserer Reise später nachzuholen.So isses eben!

Viel Fels vor Helsinki. Und einige Eindrücke der Stadt.

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Dann geht es auf die Fähre Helsinki-Travemünde. Unsere erste Schiffsreise mit Hund!

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Wieder zuhause! Wir waren doch wohl etwas länger weg, alles zugewachsen.

Unsere Reise wird weitergehen!

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