Am späten Nachmittag bewegen wir uns Richtung georgische Grenze.

Eine gute Idee, denn der Tag ist heiß und wir wissen noch nicht. was uns erwartet. Vor dem Tunnel ist ein kleiner Stau wir erkennen Bauleute, schweres Gerät, und sehen, dass rechts am Hang Felsen heruntergekommen sind. Wir fahren durch den langen Tunnel, einspurig, da rechts eine lange Schlange von LKWs steht.. Dahinter liegt direkt die Grenze. Chaos pur! LKWs Autos, Kleinbusse, Menschen, alles durcheinander. Wir werden links herum wieder zurückgeschickt, wundern uns über die vielen Autos die dort stehen, haben den Sinn nicht verstanden, und fahren durch den Tunnel zurück zur Grenze. Dort verstehen wir dass wir uns in die links wartende Autoschlange einreihen sollen. Machen wir. Und haben das Vergnügen, den Sonnenuntergang bewundern zu dürfen. Ich entdecke einen Teestand, bekommen noch zwei richtige Cays im Pappbechern und so warten wir gemeinsam. Es dauert und dauert. Irgendwann sind wir dran, dann geht es zügig. Wir fahren eine kleine Strecke und erreichen den georgischen Zoll. Alles verläuft schnell und freundlich, wir werden eine georgische Autoversicherung kaufen müssen. Und dann fahren wirnach Georgien hinein. Ein großer Platz, viele Leute, bunte Geschäfte, Wechselstuben. Ein junger Mann spricht mich sehr freundlich auf Deutsch an und bietet mir an, mich bei Geldwechsel und Kauf einer Telefonkarte zu unterstützen. Wir ziehen los, unterwegs frage ich ihn, was sein Service kostet und er sagt, nichts, er möchte nur helfen! Ich bin beeindruckt. So habe ich schließlich georgisches Geld in der Tasche und ein funktionierendes Handy. Ich bedanke mich herzlich, sowas habe ich bisher nicht erlebt. 10 km hinter der Grenze gehen wir schlafen.

Am nächsten Morgen entdecken wir das wir 20 m vom Meer stehen. Wir wissen natürlich unseren begeisterten Hund und Fahnen weiter nach Batumi hinein.

Unser erster Eindruck: die Stadt ist eine Mischung aus westlicher moderner Stadt und Asien. Diese Mischung sagt uns sehr zu! Hinter Batumi noch ein kleiner Badestrand und dann stößt Vladimir aus dem Altai mit seinem Overlander dazu. Nur mit Russisch und ein paar Brocken Englisch ist auf dem Weg in den Iran. Er ist Fotograf und macht – auch mit einer Drohne – sehr schöne Fotos (kurilovfly.com). Wir unterhalten uns prächtig! Er empfiehlt uns die Svaneti-Region im hohen Kaukasus. Und das machen wir.

Hinter Poti werden die Straßen schmaler. Kleine Dörfer, jedes Dorf mit großem Garten, schöne alte Häuser mit kunstvollen Regenrohr- Abdeckungen. Ein ein großer Baum, der wohl umgesetzt werden soll, ein sehr schwieriges Unterfangen. Wir trinken Kaffee – Tee ist vorbei – an einem kleinen Gemüsestand und kaufen noch ein.Erste georgische Gesprächsansätze! Ein kleiner Ort, ein Café mit Marilyn Monroe. Und hier auch wieder die an der Straße entlang, über den Hauszugängen erhöhten Gasleitungen, die wir schon in Russland immer gesehen haben.

Und glückliche Tiere! Kühe die am Straßenrand grasen, alle haben Hörner, gegen Abend gehen sie nach Hause oder werden von ihren Besitzern eingesammelt, oft alte Frauen mit Stock. Schweine, grau vom Schlamm, zäh und trainiert aussehend, die sich suhlen.

Und dann die ersten Berge! Wir folgen lange dem Fluss Enguri, der sich dann zu einem türkis fahrenden Stausee verbreitert. Ein kleines rosa Café mit großer Terrasse und Blick aufs Wasser. Wir steigen aus. Gleich hatten Namkha fünf Verehrer um sich herum. Auf der Terrasse gibt es georgischen Kaffee – wie Mokka, zweimal Kubdari, ein mit Fleisch gefüllter Fladen, den wir bei den Nachbargästen gesehen hatten. Wir dürfen hier schlafen. Der Sohn des Hauses will uns unbedingt durch das Tor auf den Rasen fahren lassen. Wir passen nicht auf und setzen mit dem Mopedständer auf dem felsigem Hang auf. Das Hinterrad dreht durch. Es ist dunkel, aber mein Schatz findet natürlich eine Lösung! Mit dem Wagenheber bekommt er die Doppelräder so hoch, dass er schwere Bretter darunter schieben kann und und dadurch letztlich die Räder den Ständer vom Hang bekommen.

Wir schlafen in absoluter Stille. Mit Quellwasser gefüllten kleinem Kanister geht’s weiter. Viel Wald und immer wieder große Flächen mit Bienenhäusern. Honig gibt es nur flüssig, gerne auch in Pepsiflaschen abgefüllt. An einem Wasserfall, der über eine schräg betonierte Wand hinabfällt, haben Alex und Namka Spaß im kleinen eiskalten Pool. Der in Glorie ist ausgesprochen wilder Fluss. Eine getigert Kuh habe ich zuletzt in der Mongolei getroffen.

So viele Schmetterlinge wie in der Türkei und Georgien habe ich schon lange nicht mehr gesehen!

Immer wieder Warnungen vor Steinschlag. Die Betonmauern an den Straßenrändern haben viel zu halten.An den Straßen wird dauernd gebaut, sie werden nicht nur durch Steinschlag, auch Wasserunterspülungen und Hangrutsch immer wieder beschädigt. Die Gabionen werden mit Hand gefüllt.

Berge! Und schließlich die ersten drei alten Wachtürme, für die die Svaneri-Region berühmt ist.

Wir befinden uns im Großen Kaukasus entlang der nördlichen georgischen Grenze zu Russland. Svaneti ist ein sehr altes Land, das lange im Kaukasus und zugänglich war. Es wurde nie, “ gezähmt“, nicht einmal während der Sowjetzeit, und konnte seinen traditionellen Lebensstil weitgehend beibehalten. Die Berge rundherum sind über 4000 m hoch. Das Wahrzeichen Svanetis sind die steinernen Wachtürme, die die Dorfbeeohner vor Invasionen und Familien kriegen schützen sollten. Die Blutfehden hier sind noch nicht sehr lange vorbei. Jeder dieser 175 Steintürme, die hier noch existieren, gehörten einer Familie. Ein georgischer Politiker, der hier aus der Gegend stammt, soll sich sehr für die Restaurierung der verfallenen Türme eingesetzt haben. Jetzt gehören einige davon zum Weltkulturerbe.

Ein Bruchsteinhaus wird errichtet, damit die Innenseite schön gerade wird, vor einer Holzverschalung.

Immer wieder lustig zu sehen sind Busse, kleine Lieferwagen, große LKWs mit deutscher Reklame. Wir trafen das Rote Kreuz, THW, Busunternehmen, Schreinereien, kirchliche Einrichtungen, Transportunternehmen usw. und so fort.

Wir holen uns beim Becker noch ein frisches Fladenbrot fürs Frühstück. Und gönnen uns Kaffee im Cafe Laila, dem Treff für Alle! Die Wände bis zum Klo hin sind verziert mit den „I was here“ der ganzen Welt. Es gibt Wlan und abends soll es georgische Folklore geboten werden. Wir sind dabei. Viorher ein svanetisches Abendessen mit Damplings mit gewürzter Milch, Hühnerleber – ohne Antibiotika!? – Und Kartoffelbrei mit viel Käse, den kann man sich nur mit dem Löffel in dicken Fäden auf den Teller klatschen. Es wird voll. Eine Frau unseres Alters setzt sich zu uns, wir kommen ins Gespräch. Sie ist Georgierin, in Paris aufgewachsen, hat in den sechziger Jahren bei de EWG in Brüssel gearbeitet und lebt in München Die Familien ihrer Eltern sind nach der russischen Revolution nach Deutschland und Frankreich geflohen. Sie besucht ihre Verwandten in Mestia. Wir diskutieren die Welt, sie ist von Trump überzeugt, wir nicht. Ein interessanter Abend!

Die Musiker beginnen mit einem siebenstimmigen Chor. Starke Stimmen, sie begeistern mich. E-Gitarre, ein kleines dreieckiges Zupfinstrument, Trommeln, ein Schifferklavier. Sie steigern den Rhythmus, haben zwei Jungen dabei, die tscherkessische Tänze  oder deren Improvisationen zeigen Toll! Der Saal fängt an zu Kochen. Vor allem die vielen jungen hübschen Russinnen werden immer wieder zum Tanzen geholt und sind begeistert.

Nach dem Konzert entdecken wir, dass die Batterie der Minna fast leer ist. Werden vergessen den Kühlschrank auf Gas umzustellen. Also machen wir im Mondlicht noch eine kleine Spritztour aus dem Ort heraus am Fluss entlang. Vor uns die Lichter eines Pkws, wir folgen ihm und biegen wie er auf einen ungepflasterten Weg ab. Es geht über einen Fluss, dessen Rauschen wir als ungewöhnlich stark empfinden.  Der Weg wird enger und schließlich landen wir auf dem Vorplatz eines verfallenen, ehemals sicher sehr schön gewesenen Hauses, daneben ein alter Wehrturm. Aus dem Auto sind für Männer gestiegen und kommen rüber. wir tuen verwirrt und fragen nach Mestia. Man weist uns den Weg zurück und wir verschwinden zügig.

Glücklich wieder bei der Minna – es ist sehr spät. Wir schlafen wunderbar hinter einem französischen Wohnmobil am Marktplatz.