Um Ordu herum befindet sich das größte Haselnussanbaugebiet der Türkei und wohl auch der Welt Hier kaufen Ferrero und Co. ein. In den Läden gibt es Haselnuss-Creme – neben Nutella, Haselnussplätzchen, Haselnuß-Schoko-Stangen usw. und so fort. Wir biegen ab hoch in die Berge. Rechts und links Haselnuss-Sträucher. Soweit wir sehen können. Es regnet. In Topluca, einem winzigen Dorf, setzt sich ein Mann zu uns an den Tisch, während wir Cay trinken. Er hat in Deutschland studiert, ist mit einer Ukrainerin verheiratet, arbeitet als Bauunternehmer in Ordu und lebt hier in seinem Dorf. Es wird viel erzählt und zu den anderen Männern weiter übersetzt. Wo sind eigentlich immer die ganzen Frauen??
Ein Laden mit geschmiedetem Werkzeug. Ob der Mann im Ledermantel mit rotem Hemd der Besitzer ist, war unklar. Er wollte aber aufs Bild.
Am Strand noch ein Meerbad für Namkha. Um junge Bäume herum sind Hasennussschalen als Dünger gestreut. Vor Trabzon an einer Tankstelle werden wir von einem älteren Herrn im perfekten Deutsch begrüßt. Er hat 1969 in Clausthal-Zellerfeld studiert. Die Tankstelle ist aber wohl erfolgreicher, im großen Fenster seines Büros steht ein Triumpf Spitfire-Cabrio von 1970! Er zeigt ihn uns und bietet uns einen Stellplatz neben einem Tankwagen mit eigener Terrasse zum Übernachten an. Wenn wir ein Problem haben sollten, alle werden uns helfen. Wir werden noch zum Tee eingeladen. Double perfekt! Wir haben einfach unglaubliches Glück! Wir gehen die vielen Treppen runter ans Wasser mit dem schwarzen Sand – mit nur wenig Müll – und dann verbringen ich einen lauen Abend mit Namkha auf der Terrasse (mit WLAN…). Alex rätselt bequem in der Minna.
Am nächsten Morgen bewundern wir in der alten Stadt Trabzon die Hagia Sophia, ein Kreuzkuppelbau aus dem 13. jarhundert – deutlch kleiner als die Istanbul… – , die aber zur Moschee umgewandelt wurde. Davor ein idyllisches Gartencafé mit schönem Bilick aufs Meer, alten Fliesen und Grabstelen – wir genießen wieder Cay!
Erholt arbeiten wir uns mit der Minna den Berg hinauf zum Atatürk Köskü (Pavillo) hinauf. Ein deutsch-sprechender Türke – seit dreißig Jahre Österreicher – weist uns ein. Er macht mit seiner temperamentvollen Frau – die Kopftuch trägt – einen Heimatbesuch. Ei reizendes Paar!
Atatürks Haus war ehrmals das Sommerhaus eines Griechen, 1890 gebaut. Nach dem Bevölkerungsaustausch ging das Haus 1923 an die Stadt, die es dann Atatürk schenkte. Er war 1937 einmal dort…
Ein schönes Haus mit (damals modernen) europäischen Möbeln und einem gepflegten Garten. Hätte ich auch genommen!
Trabzon hat eine schöne Altstadt mit Stadtmauer und kleiner Burg. Und immer wieder großzügige Parks. Die Grünanlagen und Picknickplätze für die Menschen, die wir hier überall sehen, sind beeindruckend. Promenaden am Meer, Parks, im Stadtbereich Innenstreifen der vor vierspurigen Straße schön bepflanzt. Ebenso wie die vielen perfekten, oft vierspurigen Straßen selbst in die entfernteren Ecken wirkt alles
geradezu verschwenderisch. Aber es erfreut das Auge!
Die Gegend um Trabzon ist Tee-Land. Wir sehen zwei große Fabrikanlagen von Caykur. Jedes Haus hat eine kleine Teeanpflanzung. Die Sträucher wachsen die Berge zum Teil runter bis an die Straße. Wir sehen Leute vor ihren Häusern Haufen von Teeblättern zu großen Paketen in Tücher packen. Pick-ups, die Ladefläche voller Teeblätter, liefern ihn an kleinen Häusern mit Laderampen ab. Und der Tee hier schmeckt schon sehr gut!
Hinter Rize biegen wir ab in die Berg nach Ayden. Entlang des des breiten Flusses, der immer wilder wird, je weiter wir kommen, werden Rafting-Touren angeboten. Die Reklame ist auf türkisch und persisch geschrieben. Wir sehen viele voll verschleierte Frauen , die offensichtlich Spaß haben.
Es werden viele Häuser aus Holz gebaut.Die Berge werden immer höher, viele hohe Wasserfälle ergießen sich in den Fluss. Es regnet, wir sehen leider kein Boot auf dem Wasser. Würde doch passen, Wasser von oben und unten! Unterwegs halten wir an einem kleinen Teestand. Ein alter Mann bringt uns den Cay und vermittelt uns, dass sein Sohn/er einen Caravanplatz für uns in Ayder hat. Warum nicht? Wir hätten gerne noch gekochten Maiskolben, der ist aber noch nicht so weit. Stattdessen bringt er uns einen Teller mit einer großen gekochten Kartoffel und Salz. Schmeckt köstlich. Dann kommt noch ein Teller Pflaumen, von seinen Bäumen am Haus gegenüber. Noch mehr Cay, dazu noch zehn Eier, die er für uns frisch aus den Nestern seine Hühner holt. Jetzt wollen wir mal den Caravanplatz suchen.
Eine sehr schöne Fahrt durch die Berge! Trotz des Regens. In Ayder angekommen, trifft uns der Schlag! St. Moritz ist nichts dagegen und alles voller offensichtlich persischer Touristen. Wir fahren gleich durch, sehen einen winzigen Platz mit einem Zelt und drei Autos, auf die wir eingeladen werden, doch zu campen. Ohne Autos und rückwärts reingefahren, wäre der Platz voll gewesen. Wir drehen ab. Nebel ist aufgezogen. Die Landschaft ist selbst bei Regen noch wunderschön, die hohen Wasserfälle rundum schäumen. Irgendwann geben wir die Suche nach dem angebotenen Campingplatz auf.
Weiter unterwegs sehen wir eine Fischzucht, bei der das Wasser aus allen Wänden zu kommen scheint. Frische Forelle?
Als wir die Küste wieder erreichen, begegnet uns noch ein schöner Falke. Weiter Richtung Grenze beschließen wir unsere wunderbare Türkeizeit in einem schönen zweistöckigen Restaurant aus Holz mit Blick aufs Meer. Zwecks Auswahl des Menüs werde ich Richtung Küche geführt und darf aussuchen, Es gibt nun Sonnenuntergang mit Salatesi, Meze, Kebab, gegrillte Sardinen mit Wasser und viel Tee. Die Verständigung per Handy ist perfekt. Ein Junge von ca. 16 Jahren bedient uns. Er fragt mich mit nach meinem Namen, woher ich komme, wo wir hin wollen, steht dauernd am Tisch, gießt laufend nach und schaut mich an. Als Alex Brot krümelt, kommt er mit dem Tischstaubsauger und macht sauber – Loriot-fähig! Ob ich ihn an seine Großmutter erinnerte? Aufs Haus folgt noch ein süßer Nachtisch. Wir sind satt und äußerst zufrieden. Das Dinner war uns 18 Euro wert!!! Als wir gehen, winkt die ganze Belegschaft. Wir können gleich auf dem riesigen Parkplatz mit Wiese vor der Steilwand schlafen. Dann locken sie noch Namkha, von der sie natürlich total begeistert sind, aus dem Auto und geben ihr Fleisch aus der Küche, in der sie natürlich sofort verschwindet! Die europäischen Hygienekontrolleure sind weit..
Ein schöner Abend! Morgen geht’s nach Georgien.
Wir haben die Türkei wieder sehr genossen. Die vielen Begegnungen mit den freundlichen und hilfsbereiten Menschen wärmen und das Herz. Wir kommen wieder!
(Während ich den Blog schreibe, kommt der nette türkische Österreicher noch mal vorbei!)