Unser nächstes Ziel waren die Ausgrabungen der Hethiter in Hattuschas. Unterwegs trafen wir wieder beeindruckende Landschaften, eine Schafsherde mit Schäfer und Lastesel, sahen Schafe, die von einem Kangal bewacht wurden, diesen riesigen türkischen Hütehunden, die es mit Wölfen und Bären aufnehmen. In Zile hatten wir ja ein geschmiedetes Kettenhalsband mit 5 cm langen Außenstacheln gesehen.
Pappeln im Nachmittagslicht.
Alacahüyük, ein kleiner Ort 30 km davor, mit einem kleinen Museum voller Schätze aus 8000 Jahren. Ein Park, alte große Tongefäße zur Aufbewahrung von Getreide, Öl, Wein – gute Zeiten damals…
Königsgräber mit Sonnenrädern aus Eisen, Goldbeigaben, ein kleiner Winkeltunnel im Gestein. Tee im Laden gegenüber. Hassan – etwas englisch- wollte uns zum Schlafen zu seiner Familie einladen.
Wir haben charmant wegen Dorf-bedingter Übernächtigung abgelehnt, er gab uns noch frischen Joghurt mit. Wir gingen noch früher – vor 10 h – ins Bett. Am nächsten Morgen kamen wir zum Tee, erhielten süßes Brot und Butter, tätigten unsere Einkäufe. Seine Frau freute sich über eine Tasche aus Aachen! Unterwegs stand Hausarbeit für Alex an.
Dann Hattuschas, Hauptstadt des Hethiterreiches. Gewaltig! Wir bekamen im Teehaus einen alten schlecht deutsch sprechenden Führer aufs Auge gedrückt und fuhren (!) mit ihm übers Gelände. 6,6km Stadtmauer, 76 Hektar, Ausgrabungen laufen immer noch. Besichtigten Steinrampen wie Pyramidenseiten aus Kalksteinblöcken – exakt! Alex hat’s überprüft -, zahlreiche große und kleine Tempel, Vorratslager, Kasernen, Häuser, Löwentor, Tor mit Sphinx, Tunnel aus Gesteinsblöcken durch die Stadtmauer. Hochzeit der Hethiter 1400 AD. Hier wurde der erste Friedensvertrag in Keilschrift gefunden. Der Pharao Ramses II und der Hethiterkönig Hattushili III hatten Krach wegen eines kleinen Königreiches in Syrien. Diesen berühmten Krieg des Nahen Ostens gewann der Hethiter. Man einigte sich schriftlich 1269 AD. Eine alte Tonkopie des Vertrages hängt in New York im Gebäude der UNO.
Es ist so beeindruckend, zu erkennen, wie viel Kulturen und Reiche hier in Zentralanatolien schon existiert haben – Hatti, Hethiter, Phrygier, Cimmerianer, Alexander der Große, danach ein keltischer Stamm, Byzantiner, Seldschuken. Ich hab höchstens von zwei oder dreien gehört.
Heute am Samstag nach dem Frühstück fahren wir von Hattuschas, kleine Straßen nutzend, quer über die zentralanatolische Hochebene. Eine gewaltige Lanschaft! Bis zum Horizont reichend, abgeerntete riesige Felder, dann wieder Berge in allen Farben, kahl, fast keine Bäume, kleine Dörfer mit vielen alten Lehmhäusern, neben denen modernste Maishäcksler, Sähmaschinen, Pflüge parken. Alex findet am höchsten Punkt eine neugebaute Wasserleitung. Feldbestellung, viele Trecker, die düngen, eggen, sähen bis in die Nacht. Zum ersten Mal in der Türkei, sehen wir jemand außerhalb einer Moschee, auf dem Feld neben seinem Auto, beten. Freundliche Leute, viele Kangals, keine Teeshops leider.
Jetzt sind wir auf dem Weg nach Kappadokien.
Am Sonntag, wo einige Geschäfte geöffnet sind, andere nicht, fahren wir zuerst nach Avanos, der Töpferstadt. Einfarbige bunte Teller als Ersatz für inzwischen demoliertes Geschirr finden wir nicht, aber wunderbar fein bemalte Schalen mit alten türkischen Motiven.
Dann kommen wir nach Göreme – und sind sprachlos. Regen, Sonne, ein voller Regenbogen und diese unwirklichen Tuffsteingebilde.
Wir haben einen Campingplatz mit Panoramablick, WiFi, noch halbvollem eiskalten Schwimmbad mit den ersten Blättern, heißen (!) Duschen und Bier entdeckt. Wir sind die einzigen Gäste.
Morgen geht’s mit dem Moppi ins Tal.